Bei der Krebstherapie unterscheidet man unterschiedliche Therapielinien. Im zeitlichen Verlauf der Behandlung werden häufig verschiedene Medikamente eingesetzt. Diese verschiedenen, aufeinander folgenden Behandlungsphasen können sich über Monate, aber auch Jahre erstrecken. Zu welchem Zeitpunkt – also in welcher Behandlungsphase – ein Krebsmedikament bei welcher Tumorart eingesetzt werden kann, wird im Rahmen der behördlichen Arzneimittelzulassung genau festgelegt.
Die sogenannte First-Line-Therapie (Erstlinientherapie) ist die erste Behandlungsstrategie nach der Diagnose. Sie ist die bevorzugte Behandlungsoption, von ihr erhoffen sich die behandelnden Ärzte den besten Therapieeffekt für den individuellen Patienten. Ist diese Therapie nicht in gewünschtem Maße erfolgreich oder kehrt die Erkrankung zurück (Rückfall = Rezidiv), kommt eine Second-Line-Therapie (Zweitlinientherapie) zur Anwendung. Führt auch diese nicht zum gewünschten Ergebnis, kann eine Third-Line-Therapie (Drittlinientherapie) zum Einsatz kommen. Weitere Therapien werden nach dem beschriebenen Schema durchnummeriert.
Je nach Verfahren oder Medikament werden Krebstherapien in unterschiedlichen Häufigkeiten gegeben – von der einmaligen Operation bis zur Dauertherapie wie beispielsweise täglicher Tabletteneinnahme über Jahre. Wird die Medikamentengabe in bestimmten Zeitabständen wiederholt, spricht man von Therapiezyklen. Dabei wechseln sich Behandlungsphasen mit Behandlungspausen ab. Dies ist beispielsweise bei der Chemotherapie der Fall. Die Pausen zwischen den Gaben können mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate betragen. Die Abstände der Therapiezyklen sind in der Regel so angelegt, dass sich für den Patienten ein optimales Verhältnis von (möglichst effektiver) Wirkung und (möglichst geringer) Nebenwirkung ergibt. Sie sind in den jeweiligen Behandlungsleitlinien der Fachgesellschaften definiert.
Bei bestimmten Krebsarten können abhängig vom Krankheitsstadium und individuellen Risikofaktoren sogenannte adjuvante und neo-adjuvante Therapien eingesetzt werden, um die Prognose für den Patienten zu verbessern. Adjuvante Therapien finden in der Regel nach einer vollständigen operativen Entfernung des Tumors statt. Ziel dieser begleitenden Therapie ist es, eventuell vorhandene, wenn auch nicht nachweisbare Tumorabsiedlungen (Mikro-Metastasen) zu bekämpfen und damit beispielsweise die Heilungsaussichten des Patienten zu verbessern oder das Rückfallrisiko zu verringern. Zum Einsatz kommen hier z.B. die Chemo- oder Strahlentherapie. Neo-adjuvante oder prä-operative Therapien sind meist medikamentöse Therapien, die vor einer Operation durchgeführt werden. Sie sollen den Tumor verkleinern und damit die Operation erleichtern oder sie erst ermöglichen (z.B. Chemotherapie vor der Tumorentfernung durch Operation).
Von einer „Erhaltungstherapie“ spricht man, wenn die Krebstherapie dazu dient, den Behandlungserfolg der ursprünglichen Krebstherapie zu festigen und ein Wiederauftreten oder Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern., Erhaltungstherapien werden meist über einen längeren Zeitraum eingesetzt. Sie kommen vor allem für Patienten in Frage, die nach erfolgter Krebstherapie ein (hohes) Risiko für einen Rückfall haben.